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Europa: Aus- und Weiterbildung in der Metallgestaltung soll transparent werden

 

Zwischen dualem System und ungeregelter Selbsthilfe

 

Schmiede- und Metallgestalter in Europa kennen keine einheitliche Grundausbildung. Während im deutschsprachigen Raum das duale System festgeschrieben ist, gib es in einigen Ländern überhaupt keine Ausbildung. Das Erasmus+ Projekt »European Iron Academy« hat es sich zur Aufgabe gemacht, Übersicht zu schaffen und in einem zweiten Schritt Angebote zu vernetzen und gemeinsame Levels zu schaffen.

 

Angehende Schmiede und Metallgestalter finden in Europa sehr unterschiedliche Voraussetzungen vor, wenn sie sich nach der Grundausbildung in ihren Ländern umsehen. Diese Erkenntnis verfestigt sich nach monatelanger Recherche bei den sechs Partnern der »European Iron Academy« (Raseko-Akademy/Finnland, Mondra Opleidingen bv/Niederlande, Museum Komenskeho/Tschechien, Tannhäuser-Schmiede/Österreich, Associazione Autonoma per la Biennale d’Arte Fabbrile/Italien und Europäisches Zentrum für Zeitgemäße Metallgestaltung in Kolbermoor/ Deutschland).

 

Mit gemeinsam entwickelten Fragebögen wurden monatelang Daten in allen europäischen Ländern gesammelt – beginnend bei den Kontaktdaten der zuständigen Ministerien bis hin zu Betrieben und Firmen, die qualitative Ausbildung leisten. Sehr schnell kristallisierte sich heraus, dass es zwischen den deutschsprachigen Ländern, die nach dem dualen System (Bericht nächste Doppelseite) Lehrlinge zu Gesellen qualifizieren, und Ländern wie z. B. Island, Spanien und Dänemark, wo sich die Interessenten im Selbststudium oder durch Praktika die notwendigen Kenntnisse aneignen müssen, Unterschiede gibt.

 

Recherche in allen europäischen Ländern

 

Jeder der sechs Partner hatte die Aufgabe, im eigenen Land die wichtigen Schulen, Akademien, und Bildungseinrichtungen aufzulisten und für den Internet-Auftritt aufzubereiten. Darüber hinaus hatte jedes Team auch noch bis zu vier andere europäische Länder nach solchen Einrichtungen zu durchforsten, was natürlich nicht immer ganz einfach war. Die Sprachbarrieren waren manchmal unüberwindbar. Dazu kam, dass die übergeordneten Behörden und Verbände nicht immer kooperativ waren. Trotzdem wurde die Website mit den Ergebnissen schon einmal freigeschaltet. Sie soll fortlaufend ergänzt werden.

 

Ziel der Phase 1 des Projektes (2015 - 2017) ist die Erfassung der Adressen und die Feststellung, welche Levels die gebotenen Ausbildungen haben. Die Partner benutzen dabei das European Credit System for Vocational Education and Training (ECVET), ein europäisches Leistungspunktesystem für die berufliche Aus- und Weiterbildung. Das System teilt acht Stufen der Qualifikation ein. Stufe 1 beinhaltet z. B. grundlegende Fertigkeiten. Stufe 2 entspricht etwa den Lehrinhalten im dualen System. Mit Ende der Lehrzeit in Deutschland sollte der Auszubildende auf dem Sprung zu Stufe 3 sein. Der Meister entspricht etwa Stufe 5. Die Levels 6, 7 und 8 werden erst durch mehrere Studiengänge erreicht.

 

Die Grundausbildung im Blickfeld

 

Die Partner in der »European Iron Academy« befassen sich in der Projektphase 1 mit der Grundausbildung von Metallgestaltern und Schmieden. In einer folgenden zweijährigen Phase sollen dann konkrete Einrichtungen miteinander vernetzt werden. Ziel ist es, den jungen Leuten ein vergleichbares System zur Aus- und Weiterbildung in ganz Europa zu ermöglichen. Über die Informationen auf der Website sollen sie die Schritte zur Meisterschaft planen und koordinieren können. Insbesondere für die Interessenten in den Ländern ohne geregelte Ausbildung soll die Homepage zu einem wichtigen Hilfsmittel werden. Da im kreativen Metallhandwerk im Gegensatz zum allgemeinen Metallbau viel weniger Bildungs-Angebote vorhanden sind, ist eine bessere europäische Vernetzung zwingend erforderlich.

 

Weitere Partner werden gesucht

 

Während der Recherchen konnten die Partner feststellen, dass in einigen Länder hervorragende Schulen und Akademien vorhanden sind, die teilweise auch schon an Erasmus+ Angeboten teilnehmen, dass aber diese Angebote vielfach noch nicht nach ECVET-Kriterien harmonisiert sind. Oft sind auch die Sprachbarrieren noch sehr hinderlich.

 

Phase 2 des Erasmus+ Projektes soll hier auch regulierend eingreifen. Dafür sollen weitere Partner in noch nicht beteiligten Ländern gewonnen werden. Das klassische Wander-Wesen soll weiter belebt, zusätzliche Betriebe sollen erfasst werden, die sich als Ausbilder qualifiziert haben und Praktikanten aufnehmen. Über die Kontaktdaten auf der Homepage können Interessierte Verbindung aufnehmen. Bis November soll das Erasmus+ Projekt in Phase 1 abgeschlossen sein. In einem »Multiplayer-Event« in den Niederlanden sollen die Ergebnisse einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden. In den Niederlanden wurde der Startschuss gesetzt. Bis November 2017 werden dann in allen sechs Partnerländern mehrtägige Konferenzen stattgefunden haben. Die vierte fand kürzlich in Stia in der Toskana statt. Während der Tagungen werden auch immer praktische Exkursionen unternommen. In Finnland besuchten die Partner die Raseko-Akademie in Raisio, in Rosenheim wurde das Berufsförderungszentrum (bfz) besucht, und in Stia informierten sich die Teilnehmer über die neue Kursschmiede vor Ort.